Komplexe Aufgaben – easy Tasks (Teil 2)

Titelbild_Komplexe Aufgaben Teil 2_V1

Der erste Blogbeitrag zu „Komplexe Aufgaben – easy Tasks (Teil 1)“ definiert „komplexe Aufgaben“ gemäß der Broschüre des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung Die Mittelschule: Änderungen ab dem Schuljahr 2020 /21 im Überblick [1], S. 32, als Aufgaben, die „das strategische und problemlösungsorientierte Denken fördern“. Der Beitrag enthält auch eine Darstellung der vier Stufen von Webbs Depth of Knowledge, wonach komplexe Aufgaben den Stufen 3 und 4 (kompetenzorientiert) zuzuordnen sind.

Webbs Depth of Knowledge
Webbs Depth of Knowledge

In easy gibt es verschiedene Ansätze, komplexe Tasks zu integrieren:

  • auf den Challenge-Seiten, die im easy 2 book in jedem der fünf Topics einmal vorkommen;
    Challenge-Tasks haben wir im ersten Blogbeitrag genauer betrachtet.
  • auf den My task-Seiten, die am Ende jedes Topic in easy 1 & 2 book vorkommen und eine komplexe, mehrschrittige Aufgabenstellung mit persönlichem Bezug umfassen;
    → Beispiele folgen in diesem Beitrag.
  • als einzelne Tasks in verschiedenen Units im easy 1 & 2 book und pad, die im Teacher’s Guide auch markiert (rote Umrandung) bzw. nach Webbs Stufen ausgezeichnet sind;
    → Verschiedene Beispiele dazu finden Sie im dritten Beitrag zu diesem Thema.

My task

In easy 1 und 2 bildet die My task-Seite immer den Abschluss eines Topic.

Hier eine komplexe Aufgabe aus easy 1 book:

My task: A new zoo

(am Ende von Topic 5/Unit 15 in easy 1 book, S. 129)

my_task_a_new_zoo
Illus: Lili Richter, Wien. (Ein Klick auf das Bild öffnet eine vergrößerte Ansicht in einem neuen Tab/Reiter)

My task-Aufgabenstellungen kommen teilweise einer „Modellierung realer Problemstellungen“ nahe, wie sie Wolfgang Hallet [2] (2013, S. 2-3) für seine Auffassung von komplexen Kompetenzaufgaben fordert. Problem-solving ist laut Hallet das übergeordnete Merkmal aller komplexen Kompetenzaufgaben; das deckt sich auch mit der Definition in der bmbwf-Broschüre. Als weitere Merkmale einer solchen Aufgabe beschreibt Hallet:

  • sie umfasst Themen, wie sie in der Lebenswelt der Schüler/innen vorkommen;
  • sie ist offen (nicht geschlossen, wo es nur eine richtige oder falsche Lösung gibt);
  • sie definiert ein klares Lernergebnis (Outcome) – ein fertiges ‚Produkt‘, das die Schüler/innen erreichen sollen;
  • sie organisiert die Lern- und Arbeitsschritte auf dem Weg zum fertigen Produkt, ohne die Lösungswege kleinschrittig vorzugeben;
  • sie umfasst die notwendigen Materialien, Modelle und Anweisungen;
  • sie bietet auch Unterstützungsangebote (Scaffolding), die die Schüler/innen individuell und je nach Bedarf in Anspruch nehmen können (siehe dazu den Blogbeitrag: „Individualisierung durch Scaffolding„;
  • sie erfordert von den Schüler/innen die Entwicklung und Anwendung von problemlösenden Strategien sowie kognitiven, sozialen und kommunikativen Kompetenzen in der Fremdsprache;
  • sie formuliert daher kompetenzorientierte Lernziele aus der Sicht der Schüler/innen: I can …

Komplex wird eine Aufgabe durch die Orientierung an realen Situationen und durch die Integration einer Vielzahl von Fähigkeiten und Fertigkeiten. Hallet (2013, S. 10) betont, dass ‚komplex‘ nicht gleichzusetzen ist mit ’schwierig‘:

Monster_mit_Zauberhut_und_Zauberstab

Für frühe Lernstufen muss der Situations- und Problemlösungsgehalt (z.B. sprachlich-diskursiv) vereinfachend modelliert werden. (…) Die Bearbeitung von komplexen Aufgaben muss von Beginn des Fremdsprachenlernens an (…) eingeübt werden, damit sich Routinen einstellen.

Zurück zu unserem Beispiel My task: A new zooerfüllt es die Merkmale nach Hallet?

  • zum Thema (zoo) werden die Schüler/innen einen Bezug herstellen können;
  • die Aufgabenstellung ist offen, denn in der Gestaltung und sprachlichen Umsetzung sind die Schüler/innen völlig frei;
  • es gibt einen klar definierten Outcome: a brochure for the zoo’s English visitors;
  • die Aufgabe wird durch mehrere Lern- und Arbeitsschritte vorstrukturiert, um die Bewältigung leichter zu machen, ohne aber einen bestimmten Lösungsweg vorzuzeichnen;
  • die Aufgabe beinhaltet Anweisungen, aber auch Ideen und Tipps zur ‚Lösung‘;
  • mit der Vorstrukturierung, den Ideen und Tipps bietet easy einen gewissen Scaffolding-Rahmen, aber in der gesamten Arbeitsphase kommt den Lehrpersonen noch eine zentrale Rolle zu, weitere Hilfestellungen anzubieten, z.B.: als Arbeitsvorbereitung Material mitbringen (lassen); die bestmögliche Form der Interaktion und Zusammenarbeit organisieren; die Gesamtstruktur der Broschüre besprechen; sprachliche Mittel sammeln (lassen); laufend Feedback einbringen usw.
  • um diese Aufgabe erfolgreich zu lösen, sind die Schüler/innen gefordert, vielfältige Kompetenzen anzuwenden, die jedenfalls strategisches und in Teilen auch erweitertes Denken (Webbs Stufen 3 und 4) erfordern: sie müssen zusammenarbeiten, die Struktur der Broschüre planen, sich ihren Zoo bildlich vorstellen und davon eine Karte zeichnen, sie müssen entscheiden, welche Informationen für Besucher wichtig sind, sie müssen einen informativen Text verfassen, sie müssen die Präsentation ihrer Broschüre vorbereiten und schließlich begründen, welche Broschüren ihnen gefallen;
  • kompetenzorientierte Lernziele aus der Sicht der Schüler/innen: I can … sind nicht ausdrücklich formuliert, lassen sich jedoch aus den verschiedenen Lern- und Arbeitsphasen leicht ableiten, z.B. I can draw a map of our zoo and label it, I can describe what visitors can/not do when they visit the zoo; I can say why I like a brochure …

Ein anderes My task-Beispiel aus easy 2 book zeigt, dass die Komplexität von Tasks auch an die Bedürfnisse der Schüler/innen angepasst werden kann. Die Basisaufgabenstellung sieht wie folgt aus.  

My task: Its my life

(am Ende von Topic 5/Unit 15 in easy 2 book, S. 129)

my_task_it's_my_life
  • Je nach Anleitung zu den einzelnen Schritten kann es eine Aufgabe nach Webbs Stufe 2 sein, die aber auch komplexer nach Webbs Stufe 3 gestaltet werden kann.
  • Als Lehrer/in kann ich die Schüler/innen bei Bedarf mit weiteren Arbeitsschritten versorgen. So kann es für Schüler/innen, die mehr Vorgaben zur Struktur oder zusätzliche lexical chunks benötigen, ein entsprechendes Scaffolding-Angebot geben.
  • Es bietet sich auch an, mündliche Interaktion der Schüler/innen als zusätzlichen Schritt vorzusehen. Hier kann es für manche Schüler/innen sinnvoll sein, ihnen weitere sprachliche Mittel mit Hinweisen auf passende Tenses (für past, present, future) zu geben oder ihnen die Möglichkeit einer schriftlichen Vorbereitung auf den mündlichen Austausch zu geben. So werden verschiedene kommunikative Kompetenzen kombiniert.

Verschiedene Anregungen zur Verwendung der My task-Seiten stehen den Lehrer/innen im Teacher’s Guide zur Verfügung.

Nach den komplexen Aufgaben, wie sie in den Challenge– und My task-Abschnitten vorkommen, wenden wir uns im dritten und letzten Teil der Blogbeiträge dem Thema „Komplexe Aufgaben – easy Tasks“ komplexen Tasks zu, die integrierter Bestandteil von Units in easy 1 & 2 book & pad sind.


[1] Abrufbar unter: https://www.bmbwf.gv.at/Themen/schule/schulsystem/sa/ms.html

[2] Hallet, W. (2013). Die komplexe Kompetenzaufgabe. Der fremdsprachliche Unterricht Englisch, 124, 2-11. Hallet erklärt sein Modell komplexer Kompetenzaufgaben auch in einem Video, abrufbar unter: https://www.youtube.com/watch?v=1sxMiy4VdHg&feature=emb_logo


Tanja Greil ist seit 2004 Fachdidaktikerin für Englisch an der Universität Salzburg. Als Englischlehrerin war sie in verschiedenen Schulen und in der Erwachsenenbildung tätig. Neben allen didaktischen Fragen rund um den Englischunterricht beschäftigt sie ihre Familie, mit der sie in Tirol lebt.

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