Parrots welcome! – Shadow Reading für eine bessere Aussprache

Eine Gruppe von Papageien

Fotolia.com/Pakhnyushchyy

Haben Sie sich jemals gefragt, warum viele Ihrer Schüler:innen trotz solider Grammatik- und Wortschatzkenntnisse im Englischen einfach nicht natürlich klingen? Der Grund liegt oft in einer kleinen, aber entscheidenden Lücke: dem Unterschied zwischen Sprachwissen und praktischer, spontaner Sprachverwendung. Das heißt, die Lernenden wissen meist genau, was sie sagen wollen – aber beim Sprechen kommt es oft stockend und irgendwie unnatürlich rüber, auch wenn der Satz an sich korrekt ist. Genau hier kommen Aussprache, Satzmelodie und Betonung ins Spiel – also all das, was gesprochene Sprache lebendig und verständlich macht.

Eine äußerst effektive, aber häufig unterschätzte Methode, um natürliche Sprachverwendung zu trainieren, ist das Shadow Reading. Shadow Reading erfordert nur minimale Vorbereitung und lässt sich hervorragend mit dem vorhandenen Schulbuchmaterial kombinieren!

Was ist Shadow Reading?

Shadow Reading ist eine Methode, bei der Schüler:innen einen Audioausschnitt hören und gleichzeitig das Gehörte so genau wie möglich mit Hilfe eines Transkripts mitsprechen – also Aussprache, Intonation, Rhythmus und Sprechtempo nachahmen. Es handelt sich dabei um eine Art „Papageien-Technik“.

Zwei Papageien auf einem senkrechten Ast in einer Voliere
stock.adobe.com/Dawid Kalisinski

Wie funktioniert Shadow-Reading?

Es gibt viele verschiedene Arten, wie man Shadow Reading umsetzen kann. Anhand einer Listening Task aus easy 1. Student’s Kit. Lehrplan 2023 wollen wir uns ansehen, wie man einen Hörtext ganz einfach und schnell dazu verwenden kann, effektiv Sentence Stress zu üben.

Unit 5 Topic 2 My clothes in easy 1, Seite 56
easy 1. Student’s Kit. Lehrplan 2023, S. 56. | Illu: Lili Richter, Wien
  1. Einführung in das Thema/die Sprache (am besten durch ein Bild): In easy gibt es eine Vielzahl an Bild-Impulsen um in das jeweilige Thema einzuführen. In diesem Fall kann das Bild in easy 1. Student’s Kit. Lehrplan 2023, S. 56 genutzt werden, um Inhalte und nützlichen Wortschatz im Vorhinein zu erarbeiten: What can you see in the picture? Who is in the picture? Where are they? What are they doing? What are they talking about?
  2. Erstes Hören: Die Schüler:innen hören den Dialog das erste Mal, um grob den Inhalt erfassen zu können. Waren ihre Vermutungen richtig?
  3. Partnerarbeit: Anhand des Transkripts auf S. 56 sollen die Schüler:innen nun die Wörter unterstreichen, von denen sie glauben, dass sie besonders betont werden sollen. Idealerweise sind das 1 bis 2 Wörter pro Satz, im Normalfall Nomen oder Verben. Je nach Niveau wäre es hier empfehlenswert, den 1. Satz gemeinsam mit unterschiedlicher Betonung zu lesen und die Unterschiede in der Bedeutung zu diskutieren:

Mira, you need new clothes for Aunt Mabel’s wedding.

Mira, you need new clothes for Aunt Mabel’s wedding.

Mira, you need new clothes for Aunt Mabel’s wedding.

Mira, you need new clothes for Aunt Mabel’s wedding.

Mira, you need new clothes for Aunt Mabel’s wedding.

Mira, you need new clothes for Aunt Mabel’s wedding.

Mira, you need new clothes for Aunt Mabel’s wedding.

  1. Zweites Hören und Überprüfung: Die Schüler:innen hören den Clip ein zweites Mal und überprüfen, ob die Betonungen richtig erkannt wurden.
  2. Drittes Hören und Shadowing: Die Schüler:innen hören den Text das dritte Mal und sprechen zeitgleich mit. Dabei versuchen sie, den Sprechstil der Charaktere möglichst genau zu imitieren und die unterstrichenen Wörter möglichst eindeutig zu betonen. Im Falle dieses Dialogs kann man die Klasse in 2 Gruppen einteilen. Die Hälfte der Klasse spricht den Text von Mira und die andere Hälfte den Text der Mutter mit. Bei Bedarf kann man die Aufnahme auch nach jedem Satz stoppen.
  3. Wiederholung: Das Shadowing kann beliebig oft wiederholt werden, wobei der Fokus jeweils auf einen anderen Aspekt gelegt werden kann (z. B. Intonation, bestimmte Sounds, Pausen). Zudem können auch die Rollen getauscht werden.
  4. Follow-up: Die Schüler:innen können sich selbst (mit dem Handy) aufnehmen beim Vorlesen des Dialogs und ihre Aufnahme mit dem Original vergleichen (ggf. als Hausaufgabe).

Differenzierung: Der Dialog kann abgeändert oder ganz frei gesprochen werden. Man könnte auch die Aufnahmen der Schüler:innen auf einem Padlet sammeln und dann bewerten lassen. Wer hat den Dialog am überzeugendsten vorgelesen und warum?

Was sind die Vorteile von Shadow Reading?

  • Aussprachetraining: Durch Imitation nehmen die Lernenden den natürlichen Klang des Englischen wahr, vor allem auch was Sprechtempo und Flüssigkeit anbelangt.
  • Mehr Sprechflüssigkeit: Durch Wiederholung wird der Rhythmus und das Tempo flüssiger Rede automatisiert.
  • Besseres Hörverstehen: Die Lernenden erkennen feinere Unterschiede, wie zum Beispiel reduzierte Lautformen (z.B. das Schwa in for in „for aunt Mable“).
  • Mehr Selbstvertrauen: Durch das Nachsprechen in der Gruppe bietet diese Übung den Lernenden Sicherheit und senkt die Hemmschwelle beim Sprechen.
KI-generiertes Bild von zwei Papageien
https://deepai.org/machine-learning-model/text2img

Sie haben noch Zweifel?

  • „Ist das nicht nur Nachplappern?“
    Auch wenn Shadow Reading Wiederholung beinhaltet, ist das in diesem Fall eine Form gezielten Trainings. So wie Musiker:innen Tonleitern üben, verfeinern Lernende durch das bewusste Nachsprechen ihre Aussprache.
  • „Meine Schüler:innen finden das langweilig.“
    Verwenden Sie kurze, interessante Dialoge oder Audio-/Videoclips und variieren das Tempo. Lassen Sie die Schüler:innen selbst Dialoge auswählen oder Filmszenen nutzen – das bringt Abwechslung und Motivation.
  • „Das hilft doch nicht bei echter Kommunikation.“
    Wirkliche Kommunikation setzt Verständlichkeit voraus. Shadow Reading hilft den Schüler:innen, klarer und selbstsicherer zu sprechen – die Grundlage für erfolgreiche Verständigung.

Shadow Reading ist also weit mehr als reines Nachsprechen. Es ist eine einfache, aber wirkungsvolle Methode um die Aussprache, die Sprechflüssigkeit und das Selbstbewusstsein von Schüler:innen nachhaltig zu fördern. Und ja: Anfangs klingt es vielleicht nach Papageien, aber genau dieses Nachplappern ist ein wichtiger erster Schritt, damit Ihre Schüler:innen bei der nächsten Präsentation viel natürlicher klingen und selbstbewusster auftreten! Ausprobieren lohnt sich!

 

 

Auch von Karin Richter: Rettet Cinderella! Wie man englische Aussprache kommunikativ unterrichten kann

 

Karin Richter unterrichtet seit 2001 am Institut für Anglistik und Amerikanistik der Universität Wien eine breite Palette von Sprachkompetenz- und Fachdidaktikkursen. Zusätzlich konnte sie im Laufe ihrer Unterrichtstätigkeit wertvolle Erfahrungen im Sekundar-  und Fachhochschulbereich sammeln. Seit ihrer Dissertation ist ihr das Thema Aussprache lernen und unterrichten ein besonderes Anliegen -  sowohl aus praktischer als auch aus wissenschaftlicher Perspektive.

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