Wortschatzarbeit (2): Kontextualisierung und Vernetzung (2)

Lili Richter, Wien

Dies ist Teil 2 der 6-teiligen Serie "Wortschatzarbeit" von Dr. Tanja Greil, Fachdidaktikerin für Englisch an der Universität Salzburg.
Sie können die gesamte Serie als kostenloses PDF downloaden.

Im ersten Teil dieser Serie  zitierte ich noch eine zweite Bedeutung von Kontext: die unmittelbare ‚Umgebung‘, d.h. die Wörter, die sich (typischerweise) rund um bestimmte Wörter finden und damit ebenfalls das Verstehen neuer Wörter erleichtern.

Situativer Kontext

Nehmen wir wieder Beispiele aus dem easy book: Neben den ‚Bildschirm‘-Seiten mit einem großen Bild gibt es auch zahlreiche ‚Bildschirm‘-Seiten, die längere Texte enthalten (insbesondere im Abschnitt ‚Wiederholung‘ jeder Unit). Die Texte sind oft längere Dialoge oder umfangreichere Sprechblasen. Sie sind aber auch fast immer von passenden Illustrationen begleitet. Damit wird der schon beschriebene situative Kontext geschaffen: einerseits durch den Inhalt der Texte, andererseits durch die Bilder. Zusätzlich haben Wörter auch eine unmittelbare ‚Umgebung‘ im Text. Durch diesen Kontext können die Wörter zum einen leichter verstanden werden und die SchülerInnen sehen zugleich, wie die Wörter verwendet werden. Hier kommt den lexical chunks eine besondere Bedeutung zu – dazu mehr in einem eigenen Blogbeitrag.

easy 1 book, Unit 4 my body
Diese und alle anderen Illustrationen: Lili Richter, Wien

Wörter im Kontext

Nehmen wir als konkretes Beispiel Seite 38 aus Unit 4: My body. Die Sprechblasen enthalten die Körperteile, die in dieser Unit eingeführt wurden. Das Bild spielt wieder eine wichtige Rolle, aber die Sprechblasen bieten zusätzlichen Kontext. Wenn die SchülerInnen die Sprechblasen lesen (oder vorgelesen bekommen) oder – wie im Buch vorgeschlagen – auch selbst nachspielen, begegnen sie den Wörtern in Kontext und wiederholen Strukturen wie I’ve got … oder Look, there are … und zugleich wieder die Farben und Zahlen.

In Unit 14: My trip to the zoo – B: Animal stories, S. 116 stehen kurze school newspaper articles im Zentrum der ‚Bildschirm‘-Seite, die neben der past simple eine ganze Reihe neuer Vokabeln enthalten. (Siehe oben das Titelbild dieses Blogbeitrags).

Zum Beispiel der kurze Artikel mit der Schlagzeile „Crocodiles escaped from their cage“: Wenn SchülerInnen nur crocodiles verstehen, nicht aber escaped from + cage, können sie durch das Weiterlesen im Text dennoch die Bedeutung erschließen, wenn es heißt „Four dangerous animals got out of their cage because the doors were open.“ (Schmitt [1] nennt diese Strategie „guessing from context“. Dadurch können SchülerInnen durch die Wortumgebung erraten, was die unbekannten Wörter bedeuten.

Weitere Formen von Vernetzung und Kontextualisierung

So können wir auch den Lernwortschatz, wie er in easy vocab & sounds für jede Unit enthalten ist, in Verbindung mit den ‚Bildschirm‘-Seiten im easy book besprechen.

easy 1, vocab & sounds, S. 17, what I wearZum Beispiel Unit 5: My clothes – A: What I wear: In easy vocab & sounds, S. 17 ist eine Liste von Kleidungsstücken, in den meisten Fällen begleitet von einem Beispielsatz. Viele Beispielsätze sind in gleicher oder ähnlicher Form auch im easy book enthalten.

easy 1, Unit 5, my clothes

Zusätzlich haben wir aber die Möglichkeit, die Wörter aus der Vokabelliste mit der ‚Bildschirm‘-Seite im easy book, S. 42 zu vernetzen (siehe oben):

  • Wir können die SchülerInnen auffordern, möglichst viele der Kleidungsstücke aus der easy vocab-Liste auf den Bildern im easy book zu finden. Den SchülerInnen werden die Wörter entweder vorgelesen und sie zeigen auf die Kleidungsstücke oder die SchülerInnen arbeiten zu zweit und wechseln sich beim Vorlesen und Zeigen ab.
  • Die SchülerInnen können die neuen Wörter auch in den Texten im easy book identifizieren und die Sätze vorlesen.

Jede Art der Verknüpfung ist sinnvoll

Mindmap zu play

Die Vokabelseite My new words ist eine weitere hilfreiche Form der Vernetzung: Die Wortfelder werden durch abwechslungsreich gestaltete Mind-maps und andere vielfältige Visualisierungen dargestellt. So werden die Wörter und Phrasen zueinander in Beziehung gesetzt und das unterstützt die SchülerInnen, sich diese Wörter zu merken.

Das sind nur einige Beispiele, um die Wortschatzvermittlung in verschiedener Weise zu vernetzen und zu kontextualisieren, wie es im Lehrplan steht. [2]

Jede Art der Verknüpfung – sei es von Bild und einzelnen Wörtern, von Bild und Text, von Wörtern mit dem Text – ist dabei sinnvoll! Es hilft SchülerInnen, sich neue Vokabeln besser zu merken und ihren vorhandenen Wortschatz zu festigen.
Eine wichtige Anmerkung am Rande: Wenn Wortschatz in Kontext eingeführt und geübt wird, ist es ebenso wichtig, Wortschatz auch in Kontext zu überprüfen!

Bildern kommt besondere Bedeutung zu

Im Anfangsunterricht kommt aufgrund des noch begrenzten Wortschatzes Bildern eine besondere Bedeutung zu. Die easy book-Illustrationen mit viel Liebe zum Detail von Lili Richter ermöglichen ein Recycling und Festigen von Vokabular – ohne großen Aufwand und ohne Übersetzungen!

 


[1] Verschiedene Artikel des Linguisten Norbert Schmitt zum Wortschatzerwerb sind auf seiner Webseite verfügbar: https://www.norbertschmitt.co.uk/articles

[2] Auszug aus dem NMS-Lehrplan bzw. AHS Unterstufe-Lehrplan – LEBENDE FREMDSPRACHE, Didaktische Grundsätze:

 


 

Tanja Greil ist seit 2004 Fachdidaktikerin für Englisch an der Universität Salzburg. Als Englischlehrerin war sie in verschiedenen Schulen und in der Erwachsenenbildung tätig. Neben allen didaktischen Fragen rund um den Englischunterricht beschäftigt sie ihre Familie, mit der sie in Tirol lebt.

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